Entscheidungen treffen

Entscheidungen treffen

Jeder von uns trifft täglich hunderte von Entscheidungen, mit diesen möchte ich mich jedoch nicht beschäftigen. Es geht um Entscheidungen, die für uns mit einer Veränderung, eventuell sogar gravierenden Veränderung verbunden sind.

Ich hatte neulich ein Gespräch mit einem Menschen, der seine Wohnung gekündigt hat und in sein Wohnmobil gezogen ist. Ein mutiger Schritt. Wobei sich die Entscheidung über mehrere Jahre hingezogen hatte. Das war nicht einfach nur mal auf die Schnelle entschieden. Gründe dafür gab es für ihn mehrere. Er hat sich gefragt, was das für ein Leben ist, das er seit vielen Jahren führt. Er geht täglich auf seine Arbeit, anschließend nach Hause, kocht sich etwas, schaut noch Fernsehen oder trifft sich mit anderen, geht schlafen. Täglich der gleiche Rhythmus. Nachdem er sich sein Wohnmobil zugelegt hatte und damit häufig an den Wochenenden im Lande unterwegs war, stellte er sich die Frage, wozu er eigentlich noch seine Wohnung hat. Nur zum Schlafen und Essen kochen? Das konnte er aber genauso gut in seinem Van. Dort hatte er alles drin, was er brauchte. Nur eben alles etwas reduzierter. Also beschloss er, seine Wohnung zu kündigen und ganz in den Van zu ziehen. Alles, was er dann noch aus der Wohnung hatte und nicht mitnehmen oder veräußern konnte, lagerte er bei seinem Freund.

Eine Entscheidung muss nicht auf Dauer sein

Wie lange er dieses Leben führen würde, das konnte er nicht sagen. „Ich mache das jetzt, bis etwas anderes kommt oder auch nicht.“ Warum sich festlegen. Gerade diese Freiheit war es ja, die er gesucht hatte. Interessanterweise haben für seine neue Lebensweise seine Familie und Verwandten überhaupt kein Verständnis gezeigt. Auf der Straße leben, das geht doch nicht! Für ihn war das aber zu diesem Zeitpunkt genau die richtige Entscheidung. Und mit dieser fühlte er sich wohl.

Was bringt dich davon ab, deine Entscheidungen zu treffen?

Damit komme ich zum Kern unserer Entscheidungsfähigkeit. Kennst du das auch? Du hast dir etwas überlegt, kein Schnellschuss, sondern dich wirklich intensiv mit dieser Veränderung, die du vorhast, beschäftigt. Das kann ein neuer Job sein, sich aus einer Beziehung zu lösen, ein Geschäft anfangen oder was auch immer. Du erzählst davon deinen Freunden und Bekannten. Die einen finden das ganz toll, die andern haben viele Bedenken, manche stellen aber auch einfach nur ein paar Fragen, die dir für deine Entscheidung hilfreich sind. Und dann erzählst du deiner Familie, deinen nächsten davon und erlebst dabei die größten Bedenkenträger. Vielleicht fühlst du dich dann geneigt – weil diese Menschen ja eine besondere Beziehung zu dir haben – deine Entscheidung zu verwerfen, obwohl dir dein Gefühl sagt, dass dies genau die richtige Entscheidung ist.

Die Menschen meinen es bestimmt gut mit dem was sie dir sagen. Aber: diese haben ganz andere Werte als du. Menschen, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben, werden nicht einfach die Wohnung kündigen und in einen Van ziehen. Oder eine feste gut bezahlte Anstellung aufgeben – bei der sie eigentlich total unglücklich sind – um sich selbstständig zu machen oder einen anderen Job zu suchen. Jeder entscheidet nach seinen Werten und jede bewertet auch nach seinen Werten.

Ins kalte Wasser springen?

Wenn für dich die Freiheit oder Unabhängigkeit (in gewissem Maße) wichtiger ist als Sicherheit, dann wirst du bei deiner Entscheidung auch mit den Schwierigkeiten, die dort auftauchen können, ganz anders umgehen als jemand, der schon vorher Bedenken hat. Als ich mich vor vielen Jahren selbstständig gemacht habe – aus einem top bezahlten Job heraus – haben alle um mich herum den Kopf geschüttelt. Wie kannst du so etwas aufgeben und weißt nicht, was auf dich zukommt? Aber ich hatte damals eine Metapher für mich. Ich springe in eiskaltes Wasser, darin schwimmen größere und kleinere Eisberge – aber ich weiß, ich kann gut schwimmen. Heißt: ich wusste, was ich kann, welche Fähigkeiten, Eigenschaften, Know-how, welche fachlichen und sozialen Kompetenzen ich hatte. Ich wusste, ich bin stark genug kann lange und gut schwimmen.

Es gibt keine Sicherheit!

Und so ist es oft, wenn man sich selbstständig macht. Man hat nicht die Sicherheit, dass jeden Monat das gleiche Geld hereinkommt. Es ist oftmals ein auf- und ab. Was für mich jedoch das ganz Entscheidende war und immer noch ist: Ich mache das, was ich tue immer noch mit viel Freude und Herzblut. Und ich entwickle mich täglich weiter. Bleibe neugierig, lerne täglich Neues hinzu und kann sagen, dass ich trotz vieler up‘s and down‘s innerlich ein zufriedener und ausgeglichener Mensch bin.

Was willst du?

Lerne zu unterscheiden, was deine eigenen Werte sind und die der andern. Und bevor du ins kalte Wasser springst, solltest du wissen, was du tun möchtest und was du mitbringst oder auch noch lernen darfst, um damit auch glücklich und zufrieden zu werden. Es ist nicht hilfreich, eine überstützte Entscheidung zu treffen. Stell dir vor, du hast die Entscheidung getroffen und dann beame dich mal 2 oder 3 Jahre weiter. Fühlst du dich dann immer noch gut damit? Oder würde es helfen, wenn du dir noch den einen oder anderen Gedanken dazu machst, bevor du startest. Wenn du mit deinem ganzen Herzen für eine Sache brennst, wenn du der Überzeugung bist, dass du auch die Fähigkeiten hast, diese große Veränderung zu vollziehen, dann höre auf deine innere Stimme und beginne. Dazu braucht es manchmal Mut, sich aus den alten Mustern, aus dem was andere als „normal“ bezeichnen, herauszulösen. Denke immer daran, du bist für deine Entscheidungen ganz alleine verantwortlich. Du stellst die Weichen für dein Leben. Und da sind auch Entscheidungen dabei, die sich irgendwann einmal überholt haben. Dann korrigiere sie. Stell die Weichen neu. Wir haben nur dieses eine Leben und ich finde, da sollten wir schauen, dass wir glücklich sind. Und dazu braucht man nicht unbedingt ein Haus, ein Boot … Manchmal reicht hier auch die Freiheit, die einem das Leben in einem Van geben kann.