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Bist du gerade bei dir – oder woanders?

Eine Szene, die wachrĂĽttelt

Klaus, Führungskraft in einem mittelständischen Unternehmen, erzählte in meinem Resilienztraining eine Situation, die ihn tief bewegt hat:

An einem Sonntag war er mit seinem Sohn auf einer Mountainbike-Tour. Oben am Einkorn, erschöpft, aber mit toller Aussicht, standen die beiden nebeneinander. Plötzlich sagte der Sohn:
„Papa, wenn du mir nicht zuhörst, dann brauche ich dir auch nichts zu erzählen.“

Ohne auf eine Reaktion zu warten, fuhr er davon.

Klaus war wie gelähmt. Erst nach einiger Zeit wurde ihm klar: Sein Sohn hatte recht. Körperlich war er anwesend, geistig jedoch im Büro – beschäftigt mit Problemen, die ihn seit Tagen beschäftigten. Diese Erkenntnis war für ihn so schmerzhaft, dass er beschloss, etwas zu ändern.

Wenn Stress dich von dir selbst trennt

Vielleicht kennst du das: Der Stresspegel ist hoch, du funktionierst, aber spürst dich selbst kaum noch. Müdigkeit, Hunger, Anspannung – alles wird übergangen. Pausen ersetzt du durch Kaffee oder Süßigkeiten.

Das wirkt nicht nur auf dich selbst, sondern auch auf deine Beziehungen. Gespräche fühlen sich anstrengend an, du hörst nur halb zu und schaltest innerlich ab. Im Job führt das schnell zu Demotivation im Team, im Privaten zu Distanz.

Achtsamkeit heiĂźt: bei dir ankommen

Führung beginnt bei dir selbst. Achtsamkeit bedeutet, wahrzunehmen, was gerade in dir vorgeht – Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse. Es geht nicht darum, dich zu kritisieren, sondern ehrlich hinzuschauen:

  • Was treibt mich gerade an?
  • Welche Muster laufen automatisch ab?
  • Handle ich bewusst – oder im Autopilot?

Ein Bild hilft: Ohne Taschenlampe durch den dunklen Wald zu laufen, ist riskant. Erst das Licht macht sichtbar, wo Gefahren lauern – und wo sichere Wege sind. Achtsamkeit ist diese Taschenlampe. Sie bringt Klarheit und gibt dir Wahlmöglichkeiten.

Automatische Muster erkenne

Viele Verhaltensweisen sind Routinen – praktisch im Alltag, aber nicht immer hilfreich. Manche machen dich effizient, andere lassen dich ungeduldig, abwesend oder gestresst reagieren.

Mit Achtsamkeit erkennst du diese Muster. Du kannst entscheiden, ob du sie behalten oder verändern möchtest. Klarheit über dein Verhalten ist der erste Schritt, um Neues auszuprobieren – für dich und für dein Umfeld.

Ein Beispiel für Veränderung

Klaus begann, Achtsamkeit bewusst in seinen Alltag einzubauen. Er setzte klare Prioritäten, strich unnötige Meetings und nahm sich Zeit für Gespräche. Er lernte, Nein zu sagen und begann wieder Sport zu treiben.

Außerdem bat er Familie und Kolleg*innen um Feedback, wenn er unachtsam wirkte. Das war anfangs ungewohnt, doch er stellte fest: Sein eigenes Verhalten färbte auf andere ab. Auch sie wurden aufmerksamer und präsenter.

FĂĽr deine Praxis: Eine einfache AtemĂĽbung

Du musst nicht gleich dein ganzes Leben umkrempeln. Starte klein – mit deinem Atem. Er bringt dich in wenigen Minuten zurück in den Moment.

So geht’s:

  1. Setz dich aufrecht hin oder bleib entspannt stehen.
  2. Richte deine Aufmerksamkeit auf den Atem. Spüre, wie er durch die Nase ein- und ausströmt.
  3. Nimm 5–10 bewusste Atemzüge. Wandern Gedanken ab, kehre sanft zum Atem zurück.
  4. Zum Abschluss atme einmal tief ein, strecke die Arme und spĂĽre nach.

Bauchatmung beruhigt, Brustatmung aktiviert. Schon ein bis zwei Minuten reichen, um wieder klarer und präsenter zu sein.

Mach dir zur Aufgabe, diese Übung fünfmal am Tag einzubauen – beim Warten an der Ampel, vor einem Gespräch oder zwischendurch am Schreibtisch.

Fazit

Stress trennt dich von dir selbst – Achtsamkeit bringt dich zurück. Wenn du deine Muster erkennst und lernst, im Moment zu bleiben, profitieren nicht nur du, sondern auch dein Umfeld. Fang klein an, zum Beispiel mit bewussten Atemzügen. Schritt für Schritt entwickelst du so mehr Klarheit, Gelassenheit und Präsenz.


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